[GER] Alte Sorten | Ewald Arenz

Gute Ernte mit interessantem Geschmack

Liss, Mitte 40, lebt allein auf ihrem Bauernhof, bis ihr eines Tages die 17-jährige Sally zuläuft. Sally ist gerade aus einer Klinik abgehauen und sucht ein Versteck vor den Therapeuten, Psychiatern, der Polizei und ihren Eltern. Damit beginnt dieser Roman, in dem sich die beiden Frauen aneinander abarbeiten werden.

Liss und Sally sind zwei gut getroffene Persönlichkeiten, die ihre eigenen Sichtweisen und Probleme mitbringen und damit den Antrieb für die Erzählung liefern. Ihre Perspektiven färben die Narration abwechselnd und bereichern das Leseerlebnis. Veränderungen ihrer Charakterzüge und ihrer Beziehung werden in einem realistisch langsamen Tempo erzählt, was zwar nie langweilig, gezogen oder repetitiv wird, die Leser*in am Ende dann aber doch mit weniger zurücklässt als auf diese Seiten gepasst hätte.

Themen wie Melancholy, Trauma, Einsamkeit, Unpässlichkeit, Vertrauen, psychische Gesundheit und Natur werden interessant ausgekundschaftet und in Relation gebracht. Gerade in der Verknüpfung der letzten zwei—psychische Gesundheit und Natur—birgt sich die Gefahr, Natur zu stark mystisch aufzuladen und einer dubiosen Ablehnung der Moderne gefügig zu werden. Es bleibt letztlich der Leser*in selbst zu urteilen, ob der Roman seiner eigenen romantischen Erzählung eines Leben auf dem Lande zu sehr verfällt.

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